Auf der Landkarte ist Chile leicht zu übersehen. Ein schmaler Streifen entlang des Südpazifiks, länger als Australien, aber gerade doppelt so breit wie Kreta. Vor Ort kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, so viele faszinierende Orte hat das Land zu bieten: In der Hafenstadt Valparaíso bringen uralte Seilbahnen die Bewohner zu ihren bunten Häusern in den Steilhängen. Auf der Osterinsel geben Steinskulpturen den Wissenschaftlern Rätsel auf. Und im Süden krachen Eiswände von den Gletschern in die Bergseen.
Unser erster Stopp führt uns in den „kleinen Süden“. Das Seengebiet ist eine romantische Landschaft mit satten Wiesen – und erstaunlich viel Deutschland. Die frühen deutschen Einwanderer prägen bis heute die Provinzstädte wie Puerto Varas oder Frutillar. Bei einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte legen wir vor einer charmanten Holzvilla eine Pause ein und blicken auf den spiegelglatten Llanquihue-See. Bayern lässt grüßen.
Aber wandert unser Blick nur ein wenig nach oben, geht es nicht mehr ganz so gastlich zu. Auf der anderen Uferseite reihen sich die schneebedeckten Kuppen der Vulkane Calbuco und Osorno aneinander. Trekkingtouren führen mutige Wanderer mitten durch die Eiswüsten bis auf die Gipfel der Vulkane.
Im wunderschönen Süden von Chile
Zugegeben, uns ist das zu abenteuerlich. Wir steigen im nahegelegenen Puerto Montt lieber auf ein Schiff. Drei Tage dauert die Fahrt durch die tiefblauen Fjorde Patagoniens. Am zweiten Tag schießen nicht weit vom Boot Fontänen aus dem Wasser: Eine Herde Buckelwale winkt uns freundlich mit den Schwanzflossen zu.
Unser Ziel ist der Torres del Paine, eine geheimnisvolle, aber wunderbare Bergwelt. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, machen wir uns zu den Namensgebern des Nationalparks auf: Die Torres del Paine sind drei imposante Granittürme. Wie so oft, versinken sie auch bei unserem Besuch mystisch im Nebel.
Nur wenige Flugstunden später landen wir in einer völlig anderen Szenerie. Unsere Pferden traben gemütlich durch die karge, aber sonnendurchflutete Weite. „Es gibt hier Erwachsene, die noch nie in ihrem Leben Regen gesehen haben“, erzählt unser Guide Juan. Wir befinden uns in der trockensten Wüste der Welt – der Atacama. Trotz des lebensfeindlichen Umlands herrscht in dem kleinen Wüstendorf San Pedro de Atacama internationale Betriebsamkeit. Besucher aus der ganzen Welt füllen die Cafés und Bars in den braunen Lehmhäuschen. Sie alle kommen, um einzigartige Naturschauspiele zu erleben: die dampfenden Tatio-Geysire, Flamingos über dem Salzsee oder einen der imposanten Sonnenuntergänge im Valle de la Luna, dem Mondtal. Hier fehlt es Urlaubern wahrlich an nichts, außer an la lluvia – dem Regen.
